Monatsgeschichte

Einmal im Monat möchte ich mit Ihnen die neuste Babo-Geschichte teilen.

Babo ist freundlich

Einmal erzählte Babo einem Mann, dass sie unterwegs zum Meer sei.
Da schaute er sie erstaunt an und meinte:
Das hätte ich jetzt aber wirklich nicht gedacht! Ich hab mir so einen Tramper immer anders vorgestellt.
Ach, ja? Wie denn?
Mit wettergegerbtem Gesicht und einer kräftigen Statur.
Und jetzt? Enttäuscht?
Nein, nein, eher überrascht! Denn Sie sind doch ziemlich schlank… und anmutig.
Babo blickte ihn interessiert an.
Wissen Sie, ich liebe Abenteuerfilme… Filme mit richtigen Kerlen! Die sind Monate unterwegs… nur mit dem Rucksack… Das imponiert mir! Und dann hab ich mich angeguckt und zu mir gesagt:
Das könntest du nie… so kurz und dünn, wie du bist!
Babo lächelte.
Und jetzt sehen sie das Gegenteil und können es auch mal probieren.
Der Mann nickte eifrig mit dem Kopf.
Da haben Sie recht… das muss ich mir wirklich überlegen.
Babo erhob sich.
Ich muss weiter. Alles Gute!
Vielleicht machen Sie sich ja auch mal auf den Weg.
Danke! Ich überlegs mir wirklich!
In den nächsten Tagen musste Babo einige Male über das, was der Mann gesagt hatte, nachdenken.
Wie so ein Tramper aussieht… und dass nur Kerle abenteuerlustig sein können…
Warum haben wir eigentlich immer so unsere Vorstellung vom andern… und… ja, auch von uns selber?
Wahrscheinlich fängt das schon ganz früh an…
Da nennen dich deine Eltern:
Sonnenschein und unsere Beste.
Und das glaubst du dann.
Papa sagt zu dir:
Du bist ein so fröhliches und freundliches Kind! Tante Eli meint das auch. Sie hat mir gerade zugeflüstert:
Es ist wirklich schön, wie fröhlich und freundlich Babo ist!
Also war sie das. Denn die Eltern und Tante Eli sagten das von ihr.
Freunde ihrer Eltern meinten:
Du bist aber gross geworden und so anständig!
Also war sie auch anständig.
Und wieder andere:
Mein Gott, bist du gewachsen! Und dabei noch so nett!
Also war sie auch nett.
So entsteht es. Und man glaubt. Denn die sehen einen ja so, wie man ist.
Das ergibt dann mit der Zeit so ein Bild. Und das Bild bin ich. So, wie ich bin.
Und ich versuche, genau so wie das Bild zu sein. Ich strenge mich richtiggehend an…
Erst, wenn ich vor lauter Anstrengung nicht mehr atmen kann, ganz kaputt bin von den vielen Bildern… überleg ich mir, ob ich das wirklich bin… So nett und anständig… und freundlich und fröhlich.
Könnte es sein, das ich auch traurig bin und unnett und richtig unanständig?
Sie merkte, wie es ihr gefiel, sich vorzustellen, dass sie unverschämt, aufmüpfig, wild und rebellisch war. Sie fühlte sich darin so stark, so lebendig.
Ich bin schon eigensinnig!, stellte sie fest.
Einfach ich mit meinem eigenen Sinn…
Sie holte tief Luft.
Und das freut mich unbändig!
Sie lachte.
Tiere bändigt man.
Ihre Stimme war laut und kraftvoll.
Wie gut das tut!
Eine nie geahnte Energie durchströmte sie.
Ich kann ja trotzdem hie und da, wenn ich Lust habe, nett und anständig sein… und auch freundlich…
Sie musste schmunzeln.
Denn das bin ich manchmal auch…
Barbara Saladin

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Und Sie hören die Geschichte: Babo und der Hut.

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